Jugend-Trophy 2012 Finalturnier Latein, Samstag 26.1.2013
Als Wertungsrichter hat man eine grosse Verantwortung die tänzerische Leistung der Paare in kürzester Zeit unparteiisch und gerecht anhand verschiedener Kriterien zu bewerten. Was als gut befunden wird erhält Vorbildcharakter, darauf arbeiten die anderen Paare dann hin, wodurch die Enwicklung des Tanzens sich stetig entwickelt. Und genau weil das Tanzen sich in den letzten Jahrzehnten oder sogar auch in den letzten wenigen Jahren rasant verändert hat, ist es wichtig, dass sich unsere Wertungsrichter weiterbilden und regelmässig an solchen Lehrgängen teilnehmen.
Als Referent wurde dieses Jahr Joachim Krause, der Jugend-Bundeslandestrainer von Baden-Wüttenberg, eingeladen. Zur Veranschaulichung seiner Erklärungen brachte er eines seiner eigenen 10-Tanz-Paare mit. Ich denke, das ist wohl das optimale, denn er hat mit ihnen schon im Vorfeld Dinge einstudiert, die er dann zeigen wollte. So mussten sie z.B. verschiedene Rhythmus-Muster vortanzen, was doch auch etwas Übung braucht, ganz besonders, wenn es sich um nicht ganz korrekte Schlagaufteilungen handelt. Der Lehrgang begann um 11 Uhr und es wurden verschiedene Themen angesprochen. Natürlich waren da die aktuellen Wertungskriterien zu oberst und es wurde diskutiert, wie sie in der Praxis nicht nur theoretisch sondern auch ganz real angewendet werden können. Manchmal muss ich sagen, schweifte die Diskussion dann vielleicht schon etwas gar ab und es wurden recht hypothetische Szenarien diskutiert, wie z.B.: Was mache ich, wenn in einem Finale alle Paare in allen Kriterien gleich stark sind und sich nur ihr Tanzstil unterscheidet, welchen Stil bevorzugt bzw. fördert man dann? - Eine Situation von der man in der Schweiz wohl nur träumen kann. Das Turnier am späteren Nachmittag zeigte dann auch, dass die Leistungsniveaus bei uns schon mit wesentlich gröberen Kriterien, wie z.B. Takt und Bewegungsablauf unterschieden werden können. Der Referent nannte diese möglichen Fragestellungen dann auch "Luxus-Probleme". |
Nun, was machte ich eigentlich dort? An dem WR-Lehrgang hatte ich ja eigentlich nichts verloren. Es hat mich aber brennend interessiert, wie so etwas abläuft und ich wollte natürlich auch das Turnier sehen, bei dem mindestens dreimal so viele Wertungsrichter rumstanden wie es Paare zu werten gab.
Ich hatte mich also als freiwilliger Helfer gemeldet, was mir die Möglichkeit verschaffte, Gutes zu tun und gleichzeitig zu beobachten und zu lernen. Am Morgen half ich hinter der Bar und habe Sandwichs und HotDogs gemacht. Während des Turniers hatte ich dann mal eine ganz neue Aufgabe. Ich war die DJane. Seit ich letztes Jahr zum ersten Mal selbst ein Turnier organisiert habe, interessiere ich mich zunehmends für die verschiedenen Helferjobs, die so anfallen. Ich kann extrem viel lernen, wo es dabei auf was ankommt. Marc's Anfrage, ob ich nicht die Musik machen möchte, war dann aber doch etwas überraschend. Ich muss zugeben, ich hatte noch nicht mal eine gut sortierte und ausgezählte Musik-Datenbank, geschweige denn irgendwelche Erfahrung mit dem Abspielen von Musik. Natürlich wollte mir Marc CDs zur Verfügung stellen, aber so einfach wollte ich es mir dann ja aber auch nicht machen. Schliesslich ist die Musik ein sehr wesentlicher Teil eines Turnieres, da wollte ich mich schon etwas intensiv mit der passenden Auswahl beschäftigen. |
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Ich habe mir also in der Woche davor viel Zeit genommen Stücke auszuzählen und habe auch noch so einiges bei itunes neu runtergeladen. Mit dem Reglement neben mir und dem Laptop auf den Knien sass ich stundenlang da und suchte schöne Musik in der erlaubten Geschwindigkeit. Nur leider gibt es so viele schöne Stücke, die eben nicht ganz das korrekte Tempo haben. Ja klar, geübte DJs passen das vor Ort an und verwenden aus Berufsstolz ausnahmslos Originalstücke. Da ich aber alles andere als geübt bin, wollte ich mir dies nicht antun. Simon hat mir dann aber ein Program geschenkt, mit dem ich die Stücke anpassen konnte ohne, dass sich die Tonhöhen veränderten und die Lieder dann auch so abspeichern bzw. neu aufnehmen konnte. Dies ermöglichte es mir dann z.B. den tollen Quickstep "Show me how you Burlesque" aus dem Film mit Christina Aguilera abzuspielen ohne die Paare dabei in mörderischem Tempo über die Fläche zu jagen.
Die ganze Zeit über machte ich mir Sorgen, ob was mir gefällt, wohl auch den Jugentlichen und den Zuschauern gefiele. Ich kann euch sagen, es gibt auch, nennen wir es mal neutral, sehr sehr spezielle Lieder. Simon macht das Freude, mir immer mal wieder einen abstrusen Vorschlag zu machen. Natürlich muss man schlussendlich als Tänzer und Tänzerin zu jeder Musik seine Bestform abrufen können, aber seit bloss froh, dass ich euch nicht zu "Schüttel deinen Speck" von Seed-Sänger Peter Fox quicksteppen liess, ein Lachanfall mitten auf der Fläche ist wohl nicht sonderlich förderlich für gute Wertungen. |
Als Joachim Krause dann zum Thema Musikalität überging und betonte wie wichtig es sei, dass die Musik nicht nur von der Geschwindigkeit her passt, sondern auch den Charakter des jeweiligen Tanzes hervorheben muss, fragte ich mich ständig, ob wohl in meinen ausgewählten Jives auch wirklich genügend Jive/ Swing-Betonung drin ist.
Neben den wichtigsten Wertungskriterien nahm sich der Dozent auch zwischendurch auch Zeit, Themen an zu sprechen, welche zwar auch dazu gehören, aber eher etwas hinten anstehen, wie z.B. die Raumeinteilung. Dazu mussten die Wertungsrichter dann auch praktische Übungen machen und händchenhaltend in Reih und Glied über die Fläche marschieren. |
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Am Turnier selbst werteten dann alle Teilnehmer des Lehrganges. Sie wurden auf 3 Pannels aufgeteilt und erhielten entweder grüne, gelbe oder weisse Zettel. Alle Wertungsrichter machten ihre Kreuze als wären sie die einzigen, doch niemand wusste im Vorfeld welches Team später für die Wertungen tatsächlich relevant sein würde.
Zwischen den Runden und nach dem Turnier zogen sich die Wertungsrichter zurück und diskutierten miteinander über das Gesehene und die anschliessenden Resultate. Ein Gedankenaustausch, der an anderen Turnieren ein absolutes No-Go ist, war hier Teil der Weiterbildung. Nach einer Vorrunde und dem Finale war es dann auch schon wieder vorbei. Das Standard-Turnier würde dann am nächsten Tag stattfinden. |