Europameisterschaft der Professionals, 19.11.11 Bonn
Es meldeten sich auf unsere Anfrage einige, die mitkommen wollten, so lohnte es sich schlussendlich sogar einen kleinen Bus zu mieten. Auf unserer Suche nach einem geeigneten Gefährt stiessen wir auf das Angebot des Zürcher Stadtverbandes für Sport. Der 14-plätzige "Zürisportbus" war für uns ideal und erlaubte uns zu einem unschlagbaren Preis nach Bonn zu reisen. Zum Glück hatten Genügende unter uns den richtigen Führerschein für den Bus.
Früh morgens ging es also los auf den Weg nach Norden. Einige nutzten die frühen Morgenstunden, um noch etwas Schlaf nachzuholen. Doch schon bald wurde die Stimmung lustig und ausgelassen. Zum Glück, denn sonst wäre die Fahrt sehr langwierig geworden. Gegen die Langeweile hatte Vera grosse Blätter, Bastelsachen und Stifte dabei, damit einige ganz persönliche Plakate für Sven & Nina kreiert werden konnten. Die Kreativität hatte keine Grenzen und so war unser Bus schnell mit Schildern geschmückt und einem Papierflieger, der im Innenraum baumelte.
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Womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass unser Bus blombiert war und nur maximal 100 km/h fahren konnte. Diese Tatsache brachte unsere Zeitplanung schon etwas durcheinander. Natürlich hatten wir Reservezeit eingerechnet für allfällige Staus und Pausen, doch wir hatten schon damit gerechnet etwas schneller zu fahren. Da wir so ein langsames Verkehrshindernis auf den deutschen Autobahnen darstellten und kein Schild hinten signalisierte, dass wir nur 100 fahren konnten, kreierte Linda kurzerhand ein Plakat "Tänzer mit 100 unterwegs". |
Schlussendlich mussten wir auf die Mittagspause verzichten, um pünktlich im Hotel Maritim in Bonn anzukommen. Zum Glück hatte Vera einige kleine Snacks für zwischendurch dabei gehabt, wie Sulekha so gerne sagt: "kulinarische Tanzreisen mit Vera".
Wir waren noch früh genug und mussten uns sogar noch in die Schlange stellen und auf die Türöffnung warten. Sulekha und Florian parkten den Bus während Vera Nina noch schnell die von Sulekha mitgebrachten Ohrringe überbrachte und schon bald darauf durften wir hinein und uns einen Platz unssuchen. Nachmittags gab es freie Platzwahl und wir schnappten uns einen richtig guten Tisch gleich an der Tanzfläche. Wir waren sehr beeindruckt von der eleganten Atmosphäre des Ballsaales. Einige Paare wärmten sich in einer Ecke etwas ein und wir konnten langsam kaum mehr warten, sie endlich tanzen zu sehen.
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Nach einer Weile informierte der Sprecher das Publikum, dass ein Paar am Vortag noch seine Landesmeisterschaft getanzt hatte und erst am heutigen Tag hergeflogen kam, doch leider hatten sie ihren Anschlussflug in München verpasst. Sie konnten einen Flieger nach Frankfurt nehmen und einer der Organisatoren hatte die beiden dort mit dem Auto abgeholt, doch ihre Ankunft würde sich noch etwas herauszögern. Die anderen Paare hatten sich damit einverstanden erklärt, mit der Vorrunde zu warten. Das Paar zog sich im Auto um und schminkte sich während der Fahrt, so dass die Vorrunde sofort nach ihrer Ankunft beginnen konnte. Der Sprecher konnte dem Publikum natürlich nicht mitteilen, um welches der Paare es sich handelte, denn die Wertungsrichter durften nicht erfahren, welches Paar gestresst und unaufgewärmt war. Auch für die anderen Paare war die Vorbereitung wohl nicht ideal, wenn nicht ganz klar ist, wann es losgeht und man jederzeit bereit sein soll.
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Noch etwas Publikumstanz und dann ging es endlich mit der Vorrunde los. Man merkt echt, dass wir langsam geübte Fans sind, denn unsere anfreuernden Rufe waren durch den ganzen Saal zu hören. Dass die deutschen Paare nicht mal abends auf eine solch lautstarke Unterstützung zählen konnten und dies, obwohl sie Heimvorteil hatten, spricht nicht gerade für das deutsche Publikum. Dem Sprecher wurde es wohl mit der Zeit etwas peinlich, versuchte er doch das Publikum zu mehr Applaus zu animieren, indem er mehrmals darauf hinwies, wenn gerade eines der drei heimischen Paare tanzte. Wir freuten uns riesig, dass Sven & Nina sich für die nächste Runde qualifizieren konnten und wir sie so auch am Abend nochmals tanzen sehen konnten. In der Pause quartierten wir uns in unserem Hostel ein und machten uns frisch für die Abendveranstaltung. |
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Die Entscheidung vor der Abfahrt in einem griechischen Restaurant um die Ecke ein paar Vorspeisen zu essen stellte sich anbetrachts dessen, dass wir nach dem verpassten Mittagessen fast am Verhungern waren, als goldrichtig heraus. Zwar war in unseren Tickets ein Gourmet-Teller inbegriffen, diesem trauten wir aber, wie sich später herausstellte, zu Recht nicht ganz. Wir hätten vorher noch mehr essen sollen, beim Griechen war es nämlich echt ausgezeichnet.
Die Abendveranstaltung wurde, wie an solchen Meisterschaften üblich, mit dem Einmarsch der Nationen eröffnet und dann startete die Zwischenrunde. Von den 35 Paaren aus 20 Ländern waren noch deren 24 im Turnier verblieben und kämpften um den Einzug ins Halbfinale. Wenn ich ganz ehrlich sein möchte, dann muss ich zugeben, dass die Profis in der Vorrunde meine hohen Erwartungen nicht ganz zu erfüllen vermocht hatten. Es war noch nicht ganz das Feuerwerk und die Power, die ich erwartete. Doch die Qualität des Tanzens war unbestritten und die Performance steigerte sich bei allen Paaren von Runde zu Runde.
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Bei den Profis wird seit letztem Jahr in jeder Runde ein Tanz ausgelost, bei welchem dann die Schrittbegrenzung gilt, sprich nur Basic-Abfolgen getanzt werden dürfen. In der Vorrunde war dies zum Beispiel die Rumba, in der Zwischenrunde der Jive und im Halbfinal dann der Paso Doble. Es war extrem spannend zu beobachten, wie diese Top-Paare Basic tanzten, Figuren, die jedermann bekannt sind, zur Perfektion brachten und bis in die letzte Ader austanzten. Sie zeigten uns, wie es sein sollte und zugleich konnte das Publikum die tänzerischen Leistungen vergleichen ohne allzusehr von choreografischen Blickfängen abgelenkt zu werden. Zu unserem Erstaunen konnte man tatsächlich Unterschiede ausmachen und sehen, dass die Paare unterschiedlich starken Wert auf das Basic legen.
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In der Abend-vorstellung spielte die Feedback Dancing Band in jeder Runde und auch zum Publikumstanz wundervolle Tanzmusik. Es hat schon Stil, Turniertanz zu Live-Musik. Schade, dass das heutzutage nicht mehr so häufig wie zu früheren Zeiten ist. Die Band war echt toll. |
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Natürlich passte es da auch gut dazu, dass alle Zuschauer zu diesem Gala-Anlass gebührend gekleidet waren. Die Deutschen sind dabei aber ein bisschen arg pingelig. Nicht nur, dass sie den Kindern den Einlass nicht gewähren wollten, Aufpasser verwiesen auch die Männer beim Publikumstanz von der Tanzfläche, wenn sie ihr Jacket auszogen.Wir hatten schon gewusst, dass festliche Kleidung gewünscht war, aber dass damit ausnahmslos Ballkleider verlangt wurden, hätten wir nicht erwartet. "Festlich" lässt sich halt unterschiedlich interpretieren. Besonders bei Kindern fanden wir es dann schon etwas gar extrem, als Hemd, Stoffhose und Kravatte verlangt wurden und das Oberteil des Mädchens zu grün war. Zum Glück waren die Angestellten der Hotel-Rezeption extrem hilfsbereit und konnten mit Teilen von Angestellten-Uniformen aus der Wäscherei aushelfen, so schafften es schlussendlich doch alle an der Sitten-Kontrolle vorbei, auch wenn sie jetzt wie Kellner aussahen. Naja, hauptsache wir waren alle drinnen und konnten das Tanzen geniessen.
Neben den Publikumstänzen bei denen auf der Fläche kaum mehr Platz blieb, zeigten die deutschen Standard-Profis Natascha & Sascha Karabey in zwei Showblöcken Küren zu den 5 Standardtänzen, wobei Natascha zu jedem Tanz ein anderes Kleid trug.
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Langsam aber sicher neigte sich der Abend dem Ende zu. Da Simon verletztungsbedingt an den Stuhl gefesselt war, musste Vera an dieser Veranstaltung viel beim Fotografieren einspringen. Sie war dann auch nicht die einzige, die nach diesem langen Tag erschöpft war. So machten wir uns nach der Siegerehrung bald mal auf den Weg ins Hostel. Das Turnier gewannen, wenig überraschend, Michael Malitowski & Joanna Leunis (neu für Grossbritanien tanzend) womit sie zum 5. Mal Europameister wurden, gefolgt von Sergey Surkov & Melia Surkov (Russland) und Andrej Skufca & Melina Torokgyorgy (Slowakei). Nach einer kurzen Nacht trafen wir am Morgen zum Frühstück noch Freunde, die in der Umgebung wohnen und machten uns dann bald wieder auf den Rückweg in die Schweiz. |
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Sven & Nina fuhren später als wir los, doch sie holten unseren 100-fahrenden Bus bald ein und so konnten wir sie zu einem Mittagessen an einer Raststätte treffen. Ganz zufälligerweise war es die gleiche, bei der wir schon letztes Jahr auf dem Rückweg von Wetzlar Halt gemacht hatten. Wiedereinmal hat die Reise sehr viel Spass gemacht und wir freuen uns schon auf das nächste Mal. |
Übrigens, auf der Homepage des Dancefloor Magazins gibt es einen weiteren Bericht über die Europameisterschaft und ein interessantes Interview mit Sven und Nina: -> "Mit Sven & Nina an der EM" ... ... und auf der offiziellen WDC-Homepage gibt es einen kurzen YouTube-Film, da die EM leider nicht im Fernsehen übertragen wurde: ->"WDC European Champinoship Professional Latin 2011". Beachtet dabei die Rufe der Zuschauer - da wo's richtig laut wird, da tanzen die Schweizer! :-) |
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Hier könnt ihr noch mehr Fotos von Sven & Nina anschauen: |